Die Judogeschichte
Judo ist ein eigentlich junger Kampfsport, mit sehr alten Wurzeln. Diese Wurzeln des Judo reichen bis in die Jahre 784, des alten Japan zurück und finden sich in den waffenlosen Verteidigungstechniken der alten Samurai sowie der Beamten, der Shoguns wieder. Bereits in der sogenannten „Nara-Zeit“, welche zwischen den Jahren 710 bis 784 stattfand wurden zwei Chroniken des alten Japan erstellt. Unter den Chroniken versteht man alte, schriftliche Überlieferungen, welche einen wesentlichen Teil der Geschichte Japans dokumentieren. Eine Chronik wird „Kojiki“ und die andere Chronik „Nihonshoki“ genannt. In diesen Überlieferungen ist beschrieben, dass bereits damals am Kaiserhof, eine Art Wettkampf, im Sinne von einem Zweikampf „Mann gegen Mann“ abgehalten wurde. Aus diesen Überlieferungen geht hervor, dass diese Kämpfe jedoch als eine alte Art des Sumo, einem japanischen Ringerstil, kombiniert mit Ansätzen des Jiu-jitsu, gesehen werden können. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts kam es zu einem weiteren, sehr starken Aufschwung der waffenlosen Kampfkünste in Japan, welcher darin begründet wird, dass versucht wurde, auch nach Abnahme der Waffen, waffenlos kämpfen zu können. Der damalige Entwicklungsstand der Kampfkünste war dennoch sehr schwach ausgeprägt. Die Samurai beziehungsweise Bushis waren es gewohnt mit Waffen zu kämpfen, darunter Speere, Pfeil und Bogen sowie Kurz- und Langschwerter. Durch den „Wildwuchs“ der Waffenzunahme, in allen unterschiedlichen Bevölkerungsschichten kam es schließlich, im vierten Regierungsjahr des Kaisers Meiji (1868 bis 1912) zu einem Erlass, welcher das Tragen von Waffen stark einschränkte. Aber bereits einige Zeit vorher, in der Tokugawa-Periode (1600 bis 1668) wurde der Versuch unternommen, das Tragen von Waffen, besonders am Hof des Shoguns und anderen hohen Persönlichkeiten, zu untersagen. Eine Ausnahme bildeten die Beamten und Wachmänner des Shoguns. Dies alles führte zur ständigen Weiterentwicklung der waffenlosen Kampfkünste. Im Jahr 1882 begründete schließlich ein namhafter Professor für Erziehungswissenschaft, Jigoro Kano, Judo. Kano war Lektor an der Gakushuin, einer Schule für Adelige und lehrte Politik und Wirtschaft. Kurz nach seiner Anstellung als Lektor an der Gakushuin begann er schließlich sein Lebenswerk einzuleiten und begründete im Jahr 1882 die erste Judoschule, genannt Kodokan. Kodokan bedeutet übersetzt „die Halle zum Studium des Weges“. Diese Schule wurde im größten Raum des Tempels Eisho, welcher in Shitaya, einem Stadtteil von Tokyo situiert ist, eingerichtet. Der Schriftzug Kodokan ist heute noch über der Eingangstür dieses Raumes zu lesen. Dieser Raum wurde mit zwölf Matten ausgelegt. Die Entstehung des Judo hat begonnen. Jigoro Kano begann nun aus unterschiedlichen Kampfkünsten, mit dem Ziel der körperlichen und geistigen Ertüchtigung seiner Schüler, eine Perfektion einzelner Techniken zu entwickeln. Der Beginn waren die ersten 40 Würfe, die „Gokyo“. Kanos Spezialtechnik war der „Uki-goshi“, welchen er größtenteils links (hidari) ausführte. Im Jahr 1933, kurz vor dem zweiten Weltkrieg, besuchte Jigoro Kano, im Zuge einer Europareise Österreich und demonstrierte in der Otto-Klimek-Sportschule, Judo. Ebenso folgte eine Vorführung in der Marokkanerkaserne, der Wiener Polizei. Ein weiterer Besuch in Wien erfolgte 1934. Dieser Besuch war der Grundstein für die Etablierung des modernen Judo in Österreich. „Alte Wurzeln, junger Sport“.